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Johannes Heuer - Stellenbosch 2020

2020

© Astrid Bartl
© Astrid Bartl
Ausstellungskonzept:

Gestaltung, Inhalt, Umsetzung
Johannes Heuer

„knapp am nichts“
aus einem Gespräch zwischen Johannes Heuer und Brigitta Schmidt-Lauber (2. April 2021, Mitterretzbach)

 

In einem von vielen Gesprächen erklärte mir Johannes seine Arbeitsweise und die Entstehungs- und Ideengeschichte von „Stellenbosch 2020“. Überhaupt hat das gemeinsame Nachdenken mit Johannes über einen für den Ort (Retzbach) passenden „geteilten Raum“ sehr zur Gestaltwerdung des Projektes beigetragen. Das „Schaufenster“ will analog und digital einen Ausstellungs-, Informations-, Erfahrungs- und Begegnungsraum sein, der zu Austausch und Abwechslung einlädt. Johannes Ausstellung hat diesen vielversprechend eröffnet.

Zur Entstehungsgeschichte der Objektinstallation „Stellenbosch 2020“, seine Arbeit als Künstler und das zurückliegende erste Corona-Jahr erzählt er:

Raum und Leere

„Das Schaufenster, es ist so wenig an Raum, dass ich g‘schaut hab, dass ich möglichst wenig reinhäng´. Also möglichst nichts, aber dann doch nur so knapp am Nichts. Ich hoffe, dass trotzdem noch eine Intensität da ist, etwas gerade noch spürbar, so auf die Art.“

2020

„Und im Nachspüren ist ja ein bissl eine Verbitterung über das Jahr auch drinnen. Weil im Grund genommen hat es ja zuerst angefangen mit einer fantastischen Produktion, weil Null Ablenkung, kein Konsum, nichts mehr möglich. Also eine tolle Ausnahmesituation. Und am besten lässt sich etwas tun oder arbeiten, wenn rundherum Stillstand ist. Das war großartig. Das hat sich dann aber irgendwie ziemlich schnell in etwas umgeschlagen, das irgendwie nur hier draußen aushaltbar ist.“

Um ein Haar

„Es ist was Organisches, Gewachsenes. In Wien hab´ ich ein paar Objekte gemacht mit diesen Pferdehaaren. Zum Beispiel eine Art Besen für eine Ausstellung, 40 Haare sind eingepflanzt, links und rechts, die da raussprießen. Und da ist so ein Sensor mit einem kleinen Computer, der reagiert auf Körperausdünstung, nein: auf Feuchtigkeit. Und man muss den praktisch (haucht) so anhauchen. So etwas ist nicht möglich zurzeit (der Pandemie). Die Arbeit ist knapp einen Monat vor Eröffnung einer Ausstellung fertig geworden, bevor das (Corona-Lockdown und eingeschränkte Ausstellungsbedingungen) angefangen hat.“

Titel und was sie zu bedeuten haben: „Stellenbosch 2020“

„Die Dinge (Objekte, Kunstwerke) müssen einen Namen haben, und dafür hab´ ich so eine Art Klaviatur, die besteht aus astrophysikalischen Lehrbüchern aus den ´50ern oder Oxford-Dictionaries aus den 20er-Jahren oder italienischen Zeitschriften von 1970. Und meist geht das so, dass ich eine beliebige Seite aufschlage und irgendwo hängen bleibe, und, und das muss es dann sein – also Heuristik pur. In diesem Fall hat sich die Seite im Oxford-Dictionary mit Stellenbosch aufgeschlagen und mich hat sehr fasziniert, dass es dabei Parallelen gibt, um die es mir ja eigentlich auch gegangen ist: dass man verbannt wird aufgrund einer Fehlleistung an einen Ort, wo man wenig Schaden anrichten kann – also in dem Fall eine angenehme Verbannung.“

Brigitta Schmidt-Lauber

© Astrid Bartl

Johannes Heuer

Johannes Heuer, geb. 1962 Wien, lebt in Wien und Mitterretzbach

Geboren wurde Johannes Heuer 1962 in eine Familie, in der Kunst zum Alltag gehört – unnötig, sich über die Arbeit an sich Gedanken zu machen oder theoretisch untermauern zu wollen. Es galt und gilt, die hereinkommenden Ideen aufzugreifen und umzusetzen, bevor sie verblassen.

Johannes Heuer erforscht Material, versucht Dingen auf den Grund zu gehen und Objekten Leben einzuhauchen. Indem er sie mit beharrlicher Intensität und Ausdauer bearbeitet, bleiben sie oft in einem Zustand völliger Erschöpfung und Fragilität zurück.

Er arbeitet in Wien und bei Retz an Objekten, Videoperformances, kinetischen Skulpturen und Künstlerbüchern.

Zur Ausstellungstätigkeit gehören regelmäßige Beteiligungen an Parallel Vienna (2015-2021), Einzelausstellungen (Auszug/letzte drei Jahre) SO WIRD’S GEMACHT! (2021 Kunstfabrik Gr. Siegharts), NUR NICHT MALEN! (2018 CA Contemporary, Wien), SERVIÇO DE ALMA (2018 dessous, Wien). MALBEDARF (2022 CA Contemporary, Wien). Sein aktuelles Künstlerbuch ECONOMIC LIFE wurde 2017 in der Secession Wien präsentiert.

Web: johannesheuer.com
post@johannesheuer.com

CV von Johannes Heuer