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Brigitte Corell - Stolen Land

2022

© Ida-Marie Corell
© Ida-Marie Corell
Ausstellungskonzept:

Gestaltung, Inhalt
Brigitte Corell

Umsetzung

Über die Ausstellung „Stolen Land“

„Stolen Land“ – ein ethnologisch verheißungsvoller und zugleich im Jahr der Ausstellung 2022 traurig aktueller Titel. Die sogenannte Arbeit Brigitte Corells stammt aus dem Zyklus „Die Macht der Begrenzung“, die die in Obermarkersdorf (NÖ) und Berlin lebende Künstlerin vor Corona begann. Ihre Kunst erklärt sie mir im Gespräch philosophisch fundiert (Atelierbesuch, September 2022). Grundbegriff ihrer Arbeit ist der vom griechischen Philosophen Aristoteles stammende, teleologisches Denken prägende Begriff der „Entelechie“. Brigitte definiert Entelechie als „die sich aus dem Stoff entwickelnde Form“. Dies leitet sie an, vorhandene Dinge – in der Regel Altwaren, Fundstücke oder Objekte aus Entrümpelungen – umzufunktionieren und ihnen eine neue Bedeutung und Aussage zu verleihen. Gekennzeichnet ist Brigitte Corells Arbeit von der Kritik an der Wegwerfgesellschaft durch den konsequenten Einsatz von Fundstücken.

Als Ethnologin besonders inspiriert hat mich die in „Stolen Land“ angesprochene (kulturelle) Enteignung speziell indigener Gesellschaften. Der verwendete Federschmuck, der Brigitte an das „Indianerspiel“ ihrer Kinder erinnert, symbolisiert diesen Prozess exemplarisch. Prominent ausgestellt ist ein solches Relikt im heutigen Weltmuseum Wien – der berühmte mexikanische Federkopfschmuck symbolisiert als umstrittenes Museumsobjekt Enteignungsgeschichte.

Der Ausstellungszeitpunkt – Oktober 2022 und damit mitten im russischen Invasionskrieg gegen die Ukraine – gibt dem Wort Enteignung („stolen land“) eine hoch aktuelle und von zahlreichen medial vermittelten Bildern konkretisierte Bedeutung.

Und schließlich lässt sich kritisch reflexiv fragen, ob die zunehmende Aneignung von Land durch neu hinzuziehende Anwohnende wie Brigitte und mich, oft Zweitwohnsitzende aus anderen sozialen Milieus als die ortsansässige Bevölkerung, auch als Form der Enteignung erlebt wird.

Zu diesen und anderen Fragen regt die Ausstellung „Stolen Land“ an. Die Entstehungsgeschichte dieser Ausstellung ist eine besondere. Sie fiel mitten in den Umbau des Hauses, der just am geplanten Wochenende der Vernissage unerwartete Umstände bescherte: Aufgrund notwendiger Kanalarbeiten war der Innenhof des Hauses Waldstraße 24 für die Eröffnung nicht wie üblich zu verwenden. Zusätzlich schmückte ein wenig ansehnliches Dixie-Klo für die Arbeiter die Straße. Verständlicherweise zeigte sich Brigitte angesichts des Ambientes wenig erfreut. Kurzerhand nutzten wir – die Tochter Ida-Marie Corell, ebenfalls Künstlerin, half ebenso tatkräftig mit wie ein befreundeter Nachbar – das vorhandene Setting zur Umgestaltung und hüllten das Dixie-Klo im Cristo-Stil für das Wochenende ein, so dass statt unangenehmer Eindrücke eine interessante Plastik die Dorfstraße schmückte.

Die sonst im Innenhof platzierten Tische und Bänke für das Zusammenkommen bei der Vernissage verlagerten wir in diesem Fall mit Genehmigung des Vizebürgermeisters auf den gegenüberliegenden Gehsteig und hatten anlässlich der Eröffnung – bei Wein, Snacks und Kerzen – eine anregend-kurzweilige Begegnung.

Brigitta Schmidt-Lauber

Einblicke in die Ausstellungsarbeit

 

Brigitte Corell, geboren 1948, lebt in Berlin und Obermarkersdorf

mail@brigeittecorell.de
alt: www.brigittecorell.de
neu: http://cargocollective.com/BrigitteCorell/HOME