Die Ausstellung VENI VIDI VENUS der Künstlerin Ida-Marie Corell reflektiert Fragen weiblicher Spiritualität und die „weibliche Position in der Frage des Seins“, wie Ida im vorbereitenden Gespräch erklärte. Ein Bildschirm im Schaukasten zeigt nacheinander die Seiten ihres gleichnamigen Buches VENI VIDI VENUS, die die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema als Zeichnungen, Collagen und Texte zeigen.
Nicht zufällig lehnt sich der Titel an den Ausspruch des römischen Staatsmannes und Feldherrn Gaius Julius Caesar über seinen Blitzsieg in der Schlacht bei Zela „Veni, vidi, vici“ (ich kam, ich sah, ich siegte) an, der Ausdruck männlicher Durchsetzungsmacht ist. Das bekannte Sprichwort deutet die Künstlerin weiblich um, wobei die Venus von Willendorf als Symbol für Weiblichkeit, Erdverbundenheit und Matriarchat steht. Die künstlerische Thematisierung folgt einer binären Logik, die patriarchale Muster, die gesellschaftliches Leben maßgeblich prägen, matriarchalen Strukturen gegenüberstellt.
Die mit vielfältigen Ausdrucksformen arbeitende Künstlerin – Ida arbeitet sowohl mit Performances, Installationen, Musik, Zeichnungen, Text, Collagen, Malerei, Fotografie, Film und Videos – studierte an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und veröffentlichte 2011 ihre am Zentrum für Kunst und Wissenstransfer verfasste Dissertation „Alltagsobjekt Plastiktüte“. In zahlreichen Ausstellungen, Performances und Beiträgen widmete sie sich der Plastikwelt. Nur scheinbar stellt die künstlerische Hinwendung zur Venus von Willendorf sowie zu existenziellen Fragen weiblicher Identität einen thematischen Bruch dar. Für Ida hingegen handelt es sich um eine folgerichtige Entwicklung, in der dem männlich konnotierten Plastik erdbezogene weibliche Themen gegenübergestellt werden. „Das Plastikzeitalter konnte sich nur im Patriarchat entwickeln“, lautet ihre These.
Ein großes Thema ihres künstlerischen Schaffens wie auch ihres subjektiven Erlebens ist die Synästhesie – ein Wahrnehmungsmodus, der durch Verflechtung verschiedener Sinnesbereiche entsteht und Eindrücke von Farben und Temperatur, Ton, Musik oder räumlichen Konstellationen verknüpft.
Die entstandene Venus-Kunst versteht Ida-Marie Corell mit Joseph Beuys als soziale Plastik bzw. Skulptur. Damit artikulierte Beuys den Anspruch der gesellschaftsverändernden Rolle von Kunst, womit die Wirkmacht von Kunst nicht länger auf ihre formalästhetisch materielle Dimension reduziert ist, sondern menschliches Handeln einbindet und so die Strukturierung und Formung von Gesellschaft mitdenkt. So sind auch die Venus-Arbeiten Ida-Marie Corells eine sich fortlaufend weiterentwickelnde Skulptur, die in „Venusischen Salons“, Vorträgen, Talks und anderen Events erweitert wird. Aktuell befindet sich die Künstlerin mit ihrer Arbeit auf Tournee, gastierte zunächst in New York, nun Retzbach, bald Berlin, Kreta und anderen Orten.
Ein Kennzeichen ihres künstlerischen Schaffens ist auch die musikalische Ausdrucksform: Ida-Marie Corell schreibt Lieder und veranstaltet musikalische Performances wie etwa die „Primordial Ocean Night“ am Heiligen Stein Mitterretzbach. Auch zur Eröffnung der VENI VIDI VENUS-Ausstellung im SchauFenster präsentierte Ida-Marie Corell im Stadl selbst geschriebene Lieder, die während ihrer Forschung zur Venus entstanden sind, mit thematischem Bezug zur Ausstellung. Dazu begleitete sie sich mit der Gitarre, während im Hintergrund die Buchseiten ihrer Venus-Kunst zu sehen waren.
Brigitta Schmidt-Lauber
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© Elisabeth Czihak
Gestaltung, Inhalt
Ida-Marie Corell
Umsetzung
Ida-Marie Corell
Brigitta Schmidt-Lauber
Norbert Dietler
Unterstützung
Erich Landsteiner
Oskar Schmidt-Lauber
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