Die Rubrik „Kontexte“ ist eine laufend wachsende Sammlung von Beiträgen zu den Themen der Ausstellungen sowie zu vergangenen und aktuellen Forschungen über den ländlichen Raum und gesellschaftliche Transformationsprozesse. Texte über den Weinbau, den Zweiten Weltkrieg vor Ort oder das Verschwinden der letzten Greißlerei in Oberretzbach bieten wertvolle Hintergrundinformationen. Private Fotografien Anwohnender und Filme zu inhaltlichen Schwerpunkten eröffnen Einblicke in Veränderungen des regionalen Alltagslebens.
Gleichzeitig verweist „Kontexte“ auf Forschungs- und Vermittlungsprojekte im Zusammenhang mit dem SchauFenster-Projekt. Besonders der Themenweg „Spuren am Land“ (https://www.spurenamland.at/) ist in enger Anbindung an das SchauFenster entstanden. Auch er verbindet Kunst und (Alltags)Kulturwissenschaft und setzt sich mit der Geschichte und Gegenwart gesellschaftlicher Lebensverhältnisse vor Ort auseinander.
Die Farben der Kontext-Kacheln verweisen auf die jeweilige Kategorie des Beitrags: gelb = Forschungs-, Vermittlungs- oder Kooperationsprojekte; violett = Texte (wissenschaftlich, journalistisch); hellblau = Fotos; grün = Filme.
Wir freuen uns über Anregungen, Ideen und Mitwirkung! Haben Sie Materialien mit regional-gesellschaftlicher Relevanz – wie Fotos, Filme, Briefe oder Postkarten –, dann schreiben Sie uns bitte an kontakt@schaufenster.site.
In einem einjährigen Studienprojekt der Universität Wien untersuchten acht Masterstudierende der Europäischen Ethnologie Urlaubspraktiken und die Geschichte des Urlaubs in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Projekt mündete in die Website „Zimmer frei! Urlaub in Österreich nach 1945“, das Ausstellungskonzept „Zimmer frei! Urlaub auf dem Land“ (Museum Niederösterreich, 2023-2025) und die Neugestaltung zweier Schauvitrinen (Hanuschgasse 3).
Der auf Lehmbau und natürliche Baustoffe spezialisierte Architekt Andi Breuss hat mehrere Häuser in der Region umgebaut. Im Dokumentarfilm von Ivan J. Ololenko führt er durch ein 1850 errichtetes Lehmhaus, das unter seiner Leitung ohne synthetische Baustoffe saniert wurde. Es ist Zeugnis von Abwanderung, aber auch der Wiederbelebung ländlicher Räume durch „Zugroaste“.
Der Dokumentarfilm DECAMERON 2020 zeigt, wie zu Beginn der COVID-19-Pandemie eine Gruppe von Menschen auf den Ausnahmezustand reagiert. Parallel dazu verweist der Film auf die fast unbekannte Rahmenhandlung des „Dekameron“: Darin beschreibt Giovanni Boccaccio seine persönliche Erfahrung mit der Schwarzen Pest in Europa vor 700 Jahren. Damals wie heute produzierte eine Pandemie tiefgreifende Veränderungen einer ganzen Gesellschaft. Die Pest von 1348 und Covid-19 sind historische Zäsuren, die das Leben in zwei Epochen aufteilen: die Zeit vor und die Zeit nach der Pandemie. Dieser Film schaut auf den Moment dazwischen.
Lehm wurde im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatten als Baustoff wiederentdeckt. Im Film erläutern Handwerker:innen und Baustoffproduzent:innen die Qualitäten des Materials und zeigen, wie sich Anwendungswissen aus historischen Bauten rekonstruieren und in Denkmalpflege und Neubauten nutzen lässt. Der Film entstand im Rahmen des Forschungsprojektes „Objekte der Könner“ (2015–2018).
Thema des Aufsatzes ist ein Konflikt zwischen der Gemeinde Mitterretzbach, Herrschaft und Kirche um ein Waldstück, das als Gemeindeweide und zur Holzversorgung diente, sowie ihre Verankerung im lokalen Gedächtnis.
Der auf die Geschichte des Weinbaus und das nordwestliche Weinviertel spezialisierte Historiker Erich Landsteiner beleuchtet die komplexen Zusammenhänge der Weinproduktion in ihren wirtschaftlichen, sozialen und geologischen Voraussetzungen und beschreibt die sich ändernden Techniken und Absatzwege des Weinbaus seit dem Mittelalter.
Der Journalist Wolfgang Freitag erzählt die Geschichte des Retzbacher Pfarrers Berger im Zweiten Weltkrieg. Neben seiner Tätigkeit in der Pfarre widmete sich dieser auch der Bewirtschaftung von Weingärten. Seine Aufzeichnungen beinhalten politische Notizen, in denen er sich gegen nationalsozialistische Aktivitäten im Ort aussprach.