…mitten in der Waldstraße…

Sammlungen alter Fotografien, Postkarten und Zeitungsartikel in Privathaushalten bilden den Ausgangspunkt der Ausstellung „Mitten in der Waldstraße…“. Nachbar:innen unseres Hauses in der Waldstraße 24 (des heutigen SchauFensters), namentlich die Familien Landsteiner und Glaser, hatten diese zur Verfügung gestellt. Erich Landsteiner senior hatte die Idee, aus der Vielfalt an abgebildeten Situationen und Einblicken in die Geschichte des Dorfes jene Ansichten auszuwählen, die das Haus in der Waldstraße 24 sowie den Platz und die Häuser rundherum zeigen – dieser Fokus gab der Ausstellung auch ihren Namen. Entstanden ist daraus eine alltags- und lebensgeschichtliche Collage aus 18 Abbildungen, die verschiedene Aspekte des Dorflebens zu unterschiedlichen Zeiten beleuchten.

Zu den Themen und Inhalten, die auf den Abbildungen zu sehen sind, erfolgte eine kulturwissenschaftliche Recherche in Form von Interviews meinerseits mit Nachbar:innen, teilnehmenden Beobachtungen des Alltags vor Ort sowie informellen Gesprächen mit unterschiedlichen ansässigen Menschen und Wissenschaftler:innen zu den dargestellten Lebensverhältnissen. In Unterhaltungen über die gezeigten Fotografien des Ortslebens – sogenannten Fotogesprächen – erzählten mir die benachbarten Ehepaare Erich und Karola Landsteiner sowie Josef und Maria Glaser über ihr Arbeits- und Alltagsleben früher.[1] Diese „ethnographische Forschung“ genannte Vorgehensweise erfolgte im vorliegenden Fall aus meiner Rolle als Nachbarin und Bekannte, wobei das gemeinsame Interesse an der geteilten Lebensrealität den Ton der Dialoge und Begegnungen angab. Die Gespräche und Beobachtungen habe ich in einem längeren Zeitraum von Juni 2020 bis März 2022 durchgeführt und mit Ergebnissen aus alltagskulturwissenschaftlichen Forschungen zu Transformationen gesellschaftlichen Lebens in städtischen und ländlichen Räumen unterfüttert.

Der nachfolgende Text beschreibt die für die Collage ausgewählten Aufnahmen auf Basis der Erkenntnisse aus den aufgezeichneten Erinnerungserzählungen sowie wissenschaftlicher Literatur zu gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 100 Jahre. Die hier gewählte Darstellungsform weicht von herkömmlichen Nachweisverfahren in wissenschaftlichen Texten ab, insofern nicht jede einzelne Aussage mit einer genauen Quellenangabe versehen ist, sondern die Entstehungskontexte und Zeitzeug:innen einführend gebündelt benannt werden. Die Entscheidung hierzu liegt in der Zielsetzung des SchauFenster-Projektes als breiter gedachte Plattform für regional und gesellschaftshistorisch aufschlussreiche Informationen.

Die Ausstellung besteht einerseits aus der im Fenster ausgehängten Collage an historischen Fotografien und Dokumenten. Andererseits liegen davon abgesetzt auf dem Fensterbrett den nummerierten Fotos zugeordnete Zitate bei, die aus den transkribierten Interviews mit Karola (KL) und Erich Landsteiner (EL) sowie Maria (MG) und Josef Glaser (JG) ausgewählt wurden. Sie kommentieren das Abgebildete oder benennen persönliche Erinnerungen und Aspekte.


[1] Sie haben weite Teile des Materials zur Verfügung gestellt und lebensgeschichtliche Erfahrungen geteilt. Mein großer Dank geht besonders an sie, aber auch an alle weiteren Gesprächspartner:innen und Personen, die meine Wissbegier als frisch zugezogene Anwohnerin stillten und das Vorhaben, die Lebensverhältnisse vor Ort in Geschichte und Gegenwart kulturwissenschaftlich zu erkunden, unterstützten.