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Elisabeth Czihak - „wie weit...“

2021

Die Künstlerin Elisabeth Czihak – wohnhaft in Wien und Mitterretzbach – ist von der Anfrage, im Schaufenster eine eigene Arbeit auszustellen, schnell angetan. Die Informationen zum Rahmenthema und Ziel des Schaufensters nimmt sie interessiert und neugierig auf und zieht sich ins Überlegen und Entwickeln eines Konzepts zurück. Als sie nach einiger Zeit ihren Vorschlag zur Diskussion stellt, entfaltet sich daraus ein mehrdimensionaler Kommentar auf den Raum, den wir teilen: Retzbach.

Elisabeths Materialien und Zugänge sind vielfältig, wie ich in Gesprächen erfahre. Von keramischen Arbeiten, historischen Wandmustern und Tapeten, Fotografien und Architekturen ist dabei die Rede – ein räumlich-mehrdimensionales Arbeiten in der und durch die Zeit, so wirkt es auf mich, und damit ein sehr anschlussfähiges Denken zur kulturwissenschaftlichen Perspektive auf gesellschaftliche Räume. Doch längst nicht nur wissenschaftlich eröffnen sich in ihrer Arbeit Anknüpfungspunkte.

Gestaltet ist das Fenster für die Ausstellung „wie weit …“ betont dreidimensional, wofür Elisabeth ein aus Sperrholz vorab gebautes Diarama montiert, eine sich nach hinten verjüngende Verlängerung der Auslage in den dahinterliegenden Geschäftsraum. Eine Art Schaukasten ist entstanden, der den Blick der Betrachter:innen in die Tiefe zieht: Dahinter befindet sich in geringem Abstand die Schauwand mit dem zentralen Motiv der Ausstellung, einer analogen Fotografie der Raumflucht eines zum Zeitpunkt der Aufnahme noch unbewohnten, renovierungsbedürftigen Hauses in Mitterretzbach. Abgewohnte Wände mit verblichenen Farbmustern, improvisierte Verkabelungen und eine veraltete Steckdose, angeschlagene Türrahmen und ein vergessener Rosenkranz strahlen eine Patina des Vergänglichen und der Transformation aus – ein atmosphärisch dichtes und vielen vertrautes Bild, das einen einnimmt. Die versteckt montierte Beleuchtung auf die Fotografie betont die Imagination eines real beleuchteten und begehbaren Raumes im Inneren des Hauses und bietet auch abendlichen Spaziergänger:innen täglich bis 22 Uhr einen in dem Umfeld geradezu spektakulären Eindruck, mindestens einen auffälligen Blickfang.

Auch das Unsichtbare der Geschichte des Hauses ist dem Bild eingeschrieben. Wie Elisabeth anlässlich der Eröffnung erklärt, gehörte das abgebildete Haus über Generationen einem Zweig der Familie Landsteiner. Damit spannt sich der Bogen ihrer Ausstellung zur vorausgehenden, die Erich Landsteiner als Nachbarsfreund visavis und zugleich Kurator, Informant sowie Fotoarchivar maßgeblich prägte: die alltags- und lebensgeschichtliche Collage „Mitten in der Waldstraße“.

So ist der Titel „wie weit …“ in Raum und Zeit breit auslegbar und bietet je nach Blickwinkel immer wieder neue Einsichten.

Elisabeth Czihak

Elisabeth Czihak, 1966 geboren, lebt und arbeitet in Wien und im Weinviertel. Von 1985 bis 1991 studierte sie an der Hochschule für Gestaltung in Linz (Diplom) und 1991/92 an der Hochschule der Künste in Berlin.

Zahlreiche Auslandsstipendien führten sie u.a. nach Paris, Warschau, Peking und New York. Seit 1989 sind ihre Arbeiten aus den Bereichen Objekt, (Wand-)Zeichnung, Fotografie und Installation regelmäßig in Ausstellungen zu sehen, u.a. in: Lentos Kunstmuseum Linz, Deutsches Architekturmuseum Frankfurt, Galerie Heike Curtze Wien, Galerie Seitz & Partner Berlin, Eikon Schaufenster Wien, Fotohof Salzburg

Preise: 2000 Talentförderungspreis des Landes Oberösterreich; 2011 Anerkennung beim Europäischen Preis für Architekturfotografie, Frankfurt/ D; 2020 Anerkennungspreis für Medienkunst / künstlerische Fotografie des Landes Niederösterreich.

Werke von Elisabeth Czihak finden sich in folgenden Sammlungen: Sammlungen des Bundes, Lentos Kunstmuseum Linz, Sammlung der Stadt Linz – Museum Nordico, Kunstsammlung des Landes Oberösterreich, Kunstsammlung der Stadt Wien, Kunstsammlung des Landes Salzburg, Salzburg Museum, private Sammlungen.